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Der Brillantring – PETRA III

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Vorbereitung eines Experiments an der Strahlführung P06 von PETRA III. © DESY/Heiner Müller-Elsner

Der Brillantring – PETRA III

Vorbereitung eines Experiments an der Strahlführung P06 von PETRA III. © DESY/Heiner Müller-Elsner

Forschende aus aller Welt reisen nach Hamburg, um am Teilchenbeschleuniger PETRA III am Forschungszentrum DESY Messungen mit hochintensiver Synchrotronstrahlung durchzuführen. Lenkt man fast lichtschnelle Elektronen in Teilchenbeschleunigern mit Magneten ab, entsteht ein breites Spektrum hochintensiven und stark gebündelten Röntgenlichts – die sogenannte Synchrotronstrahlung.

Im Speicherring PETRA III werden Elektronen fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und mithilfe von Magneten auf einer zwei Kilometer langen Kreisbahn gehalten. 130 000-mal pro Sekunde flitzen die Elektronen im Kreis. An einigen Stellen werden sie mit speziellen Magneten auf eine Zickzackbahn gezwungen und so gezielt zur Aussendung von Röntgenlicht gebracht. An 25 sogenannten Strahlführungen mit knapp 60 Messplätzen richten Forschende aus Medizin, Werkstoff- und Energieforschung oder Biologie dieses Licht dann auf ihre Proben, um deren Struktur zu entschlüsseln. Diese Plätze sind sehr begehrt und stets mehrfach überbucht.

Luftaufnahme des DESY. Beschriftet sind die Einrichtungen PETRA III, FLASH, PIA, DESY II und European XFEL.

DESYs Teilchenbeschleuniger sind Super-Mikroskope für die Nanowelt. Der Ringbeschleuniger PETRA III ist eine der besten Synchrotronlichtquellen der Welt, der Freie-Elektronen-Laser FLASH der erste seiner Art. © DESY

Röntgenlicht dank Elektronen

Links ist eine Magneteinheit mit wechselnden Farben und Pfeilen gezeigt. Hindurch führt im Slalom eine blaue Linie, die den Kurs der Elektronen in diesem Undulator darstellt. In der Mitte trifft ein orangefarbener Röntgenstrahl auf eine Probe. Rechts davon ist ein Streubild gezeigt, dahinter ein Computerbildschirm mit einer Molekülstruktur.

Im Undulator (links) senden Elektronen (blau) auf einem Slalomkurs intensives Röntgenlicht (orange) aus, das von einer Kristallprobe (Mitte) gestreut wird. Aus dem entstehenden Detektorbild lässt sich die Struktur der untersuchten Probe atomgenau errechnen. © DESY/ C. Lothringer

Steckbrief PETRA III

Länge des Beschleunigers 2304 Meter
Elektronen-Umläufe 130 000 pro Sekunde
Strahlführungen 25
Dauer der Lichtblitze 90 Picosekunden
Abstand zwischen zwei Lichtblitzen 16 oder 192 Nanosekunden
Forschende ca. 3000 pro Jahr
Links ein regelmäßiges Beugungsbild mit Kreisen und Punten, rechts eine Molekülstruktur.

Ein solches Beugungsbild (links) entsteht, wenn Röntgenlicht aus einem Teilchenbeschleuniger von einem Eiweißkristall abgelenkt wird. Aus ihm wird der Aufbau von komplexen Eiweißmolekülen (rechts) entschlüsselt. © Beugungsbild: Max-Planck-Unit for Structural Molecular Biology. Molekül: MPG

Unterstützt durch Roboter

Zur Untersuchung von biologischen Proben setzt ein Roboter mit hohem Durchsatz in flüssigem Stickstoff gekühlte Proteinkristalle in die Messstation ein. An dieser PETRA III-Messstation sind so beispielsweise zwei vielversprechende Kandidaten für Corona-Medikamente entdeckt worden. © DESY, Heiner Müller-Elsner

Zur Untersuchung von biologischen Proben setzt ein Roboter mit hohem Durchsatz in flüssigem Stickstoff gekühlte Proteinkristalle in die Messstation ein. An dieser PETRA III-Messstation sind so beispielsweise zwei vielversprechende Kandidaten für Corona-Medikamente entdeckt worden. © DESY, Heiner Müller-Elsner

Vielseitige Fragestellungen

An PETRA III werden eine neue Generation effizienter und kostengünstiger Solarzellen erforscht, für zukünftige Funktionsmaterialien Fäden aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt, die stärker sind als Stahl, und die Wanderung von Fetten in Schokolade untersucht. © DESY, Heiner Müller-Elsner

An PETRA III werden eine neue Generation effizienter und kostengünstiger Solarzellen erforscht, für zukünftige Funktionsmaterialien Fäden aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt, die stärker sind als Stahl, und die Wanderung von Fetten in Schokolade untersucht. © DESY, Heiner Müller-Elsner

Mit dem Ausbauprojekt PETRA IV plant DESY in Hamburg das weltbeste 3D-Röntgenmikroskop. Es soll bis zu hundert Mal mehr Röntgenlicht auf einen Punkt bündeln als PETRA III und so dreidimensionale Strukturbilder vom Millimeterbereich bis zur atomaren Ebene liefern – unter realitätsnahen Bedingungen. Der Industrie könnte PETRA IV helfen, entscheidende Weichen für die Entwicklung neuer Produktionsverfahren und maßgeschneiderter Werkstoffe zu stellen – beispielsweise in der Flugzeug- oder Energietechnik.

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